Der Frieden
deines eigenen Seins
Über die unbemerkte Präsenz hinter aller Erfahrung
Rupert Spira
26. Juni
Bemerken, was immer da ist
Nimm dir beim Lesen einen Moment Zeit, um deinen Fokus zu lockern. Lass deine Aufmerksamkeit von diesen Worten abschweifen und werde dir des physischen Raums um dich herum bewusst. Sobald ich das vorschlage, verändert sich etwas. Du merkst, wie du den Raum wahrnimmst – nicht, indem du ihn erschaffst, nicht, indem du ihn dir vorstellst, sondern indem du einfach erkennst, was bereits da war. Du hast den Raum nicht plötzlich erfahren; er war die ganze Zeit präsent, leise im Hintergrund. Du hattest ihn nur nicht bemerkt.
Warum nicht? Weil deine Aufmerksamkeit von den unmittelbareren oder zwingenderen Aspekten der Erfahrung gefangen war – diesen Worten, deinen Gedanken und Gefühlen, den Bewegungen und Geräuschen der Welt um dich herum. Der Raum selbst war immer Teil deiner Erfahrung, aber er trat in den Hintergrund, bis er dir bewusst wurde. Und jetzt, da du ihn bemerkt hast, fühlt er sich so natürlich, so selbstverständlich an, dass du dich fragst, wie er jemals unbemerkt bleiben konnte.
So ist dein Sein. Wenn ich sagen würde: „Werde dir des Seins bewusst“, würdest du dir plötzlich der schlichten Tatsache des Seins bewusst werden. In Wahrheit würdest du dir des Seins nicht bewusst werden; du warst dir dessen bereits bewusst, hast es aber einfach nicht bemerkt. Der Lärm der Erfahrung hatte es verdunkelt.
Genau wie der Raum um dich herum war dein Sein eben noch nicht abwesend. Es war immer da, still präsent unter jedem Gedanken, jeder Empfindung, jedem Atemzug. Es ist nicht verborgen. Es ist einfach so nah, so vertraut, dass deine Aufmerksamkeit daran vorbeigleitet. Der Verstand neigt dazu, nach etwas Fernem, etwas Neuem oder Dramatischem zu suchen, doch dein Sein ist näher als all das. So nah, dass es oft übersehen wird.
Ruhe im Sein
Erlaube nun deiner Aufmerksamkeit, sich dieser einfachen, stillen Präsenz zuzuwenden – dem Gefühl des Seins. Nicht jemand oder etwas zu sein. Einfach nur zu sein.
Dies ist keine Erfahrung, die du machst; es ist das, was du im Wesentlichen bist. Es ist kein Gefühl, das kommt und geht; es ist das, was bleibt, egal was kommt oder geht. Erkenne, dass Sein keine Anstrengung erfordert. Du brauchst nichts zu tun, um zu sein. Du bist bereits, mühelos.
Lass dich darin ruhen, nicht als Übung oder Technik, sondern einfach, indem du bewusst bist, was du bereits bist. Du musst nichts an deiner gegenwärtigen Erfahrung ändern oder manipulieren, um zu deinem Sein zurückzukehren und dort zu ruhen, genauso wie es nicht notwendig ist, das Geschehen in der Welt zu verändern, um den Raum um dich herum wahrzunehmen.
Das Sein ist wie der offene Raum dieses Zimmers, unberührt von allem, was darin erscheint. Es hält alles ohne Widerstand, ohne Vorliebe, ohne Anhaften. Es ist einfach präsent, bewusst und in Frieden.
Es ist der stille Kontext deiner gesamten Erfahrung, unabhängig von einem bestimmten Ereignis oder Zustand. Du musst es nicht erfassen, nicht daran festhalten. Du kannst nicht aus dem Sein herausfallen, denn du bist.
Der Frieden, der alles Verstehen übersteigt
Anfangs bemerkst du dein Sein – und den damit verbundenen Frieden – vielleicht nur ab und zu, wenn etwas in deinem Tag auf natürliche Weise innehält: allein durch ein stilles Feld spazieren, mit einer Tasse Tee sitzen und den Lichtwechsel an einer Wand beobachten. In solchen Momenten kann sich die Präsenz des Seins im Hintergrund leise offenbaren.
Mit der Zeit jedoch lernst du die Kunst, nicht nur in diesen Pausen, sondern mitten im Alltag, selbst in der Hektik und dem Lärm des Alltags, mit dem Sein in Kontakt zu bleiben. Dann erfährst du einen Frieden, der wahrhaftig alles Verstehen übersteigt, einen Frieden, der immer gegenwärtig ist, der nicht mit der Erfahrung kommt und geht. Den Frieden deines eigenen Seins und die stille Freude, die ihn begleitet.
Rupert Spira – Die Transparenz der Dinge ist eine leserfinanzierte Publikation. Um neue Beiträge zu erhalten und meine Arbeit zu unterstützen, kannst du ein kostenloses oder kostenpflichtiges Abonnement abschließen. Substack
Entdecke Deine Innere Quelle von Kraft, Frieden und Freude
"Wirklich unabhängig zu sein bedeutet, zu wissen, wer man im Grunde ist - das stille Wissen des Seins, das einem niemand gegeben hat und das einem niemand nehmen kann. Es bedeutet, zu erkennen, dass dein Sein im tiefsten Inneren bereits ganz, von Natur aus friedlich, bedingungslos erfüllt und frei ist." Rupert Spira

NOW
Sensibilität ist ein Geschenk.
Sensibilität - JBM Telefon Coaching Session One on One
Wenn Sensibilität lediglich zu unbewussten egoistischen Reaktionen führt – ist sie eine Quelle des Leidens.
Unbewusstes Reagieren auf verletzende Äußerungen und Handlungen anderer stärkt die mentale und emotionale Geschichte, die sich von den „anderen“, die Schmerz verursachen, getrennt fühlt.
Aus einer anderen Perspektive betrachtet, ist Sensibilität jedoch ein wahres Geschenk.
Anstatt Leid zu erzeugen, kann Sensibilität ein Alarmsignal sein, das auf Irritation, Frustration, Schmerz, Angst und Wut aufmerksam macht, die im Körper und Geist als Reaktion auf äußere Reize entstehen.
Leid entsteht dadurch, dass man die unbewusste 'Geschichte der Getrenntheit' im Geist nicht wahrnimmt.
Wenn man zulässt, dass Sensibilität die Geschichte des Selbst bewusst macht, kann diese Geschichte nicht länger überleben.
Sensibilität ist das Ja zum Leben. Ich bin das Leben selbst.
